Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen.
Johann Wolfgang von Goethe
Johann Wolfgang von Goethe
Text/Fotos: Pascal & Monika
Das Wetter und das Licht luden aber dazu ein, am späten Nachmittag doch noch etwas Sightseeing zu betreiben, phänomenal, wie wir feststellen durften! So entschlossen wir uns kurzerhand, den gerademal 13 Kilometer langen „Scenic Drive“ entlang zu fahren und über die kurze, nichtasphaltierte Strasse zur „Capitol Gorge“ zu gelangen. Diese rund 3 Kilometer lange Schlucht mit bis zu 110 Metern hohen Felswänden erstrahlten im abendlichen Sonnenlicht noch intensiver als wir erwartet hätten. Ihr könnt uns glauben, die intensiven Farben auf unseren Bildern entsprechen der Realität. Sieht fast schon übertrieben aus, nicht? Die Intensität von einer Vielzahl von Farbtönen Rot-Braun-Gelb-Grün und das Blau des Himmels sind für unsere Augen ungewohnt bis teilweise sogar anstrengend! Wieder beim Trailhead-Parkplatz angekommen und von Glücksgefühlen erfüllt, fuhren wir etwas weiter zurück zu einem Picknick Platz, wo wir unser Abendessen kochten, das Geschirr abwuschen und noch kurz die öffentliche Toilette verwendeten, um uns parat für die Nacht zu machen. Unser heutiges Nachtlager hatte nämlich weder Toilette noch Duschen oder überhaupt Annehmlichkeiten, die das Camperleben hätten vereinfachen können – aber genau das lieben wir ja. Wir fuhren also aus dem Nationalpark raus Richtung Torrey und circa einen Kilometer nach dem wir die Parktafel passiert hatten auf sogenanntem „BLM“ Gebiet, wo man erlaubt wild campieren darf. Ein Stück Jedermannsland, wo es ausser Natur und häufig auch anderen Campern nichts anderes gibt. Wir nennen das die Freiheit des Reisens.
Die Nacht war recht windig. Immer wieder erwacht und im Halbschlaf wussten wir nicht recht, ob es gerade regnete oder der Sand an unseren „Blue“ rieselte. Umso erstaunter waren wir im Morgengrauen, als sich die nächtlichen Wetterkapriolen als nächtliches Schneegestöber erwiesen! Eisig kalt, bei minus 7° (der Windchill nicht mit einberechnet), erfreuten wir uns der morgendlichen Heizung. Die Temperatur im Camper drin zeigte minus 2,5°! Das Wetter belohnt uns aber immer wieder mit sensationell klaren Tagen und oft angenehmen Wandertemperaturen, ausser an diesem heutigen Tag... Mit Mütze und Wärmeunterwäsche unternahmen wir erneut eine Wanderung durch einen Canyon von 6 Meter Breite und anschliessend erklommen wir den „Chimney Rock“ und genossen eine wunderschöne Panoramasicht auf das Gebiet des Capitol Reef NP. Das spezielle an diesem Park ist die rund 160 Kilometer lange Landfalte, die sich durch Ablagerungen, Anhebungen und Erosionen der letzten 260 Millionen Jahre allmählich entstand. Typisch ist die flache Anhebung auf der einen Seite, die zu hohen Felsen mit steil abfallenden Klippen auf der gegenüberliegenden Seite angrenzen. Früh am nächsten Morgen fuhren wir in das nur 5 Kilometer weit entfernte Torrey, füllten den Tank unseres Blue mit Diesel und unsere Becher mit Kaffee. Wir haben schon lange gelernt, dass es in der Wüste wichtig ist, stets einen vollen Tank, genug Wasser und einen grossen Stock an Esswaren dabei zu haben. Wieder voller Taten- und Entdeckungsdrang nahmen wir die wildromantische Bergstrasse Richtung Boulder unter die Räder. Die Strecke führt über den Highway 12 über einen Pass mit der sagenhaften Höhe von 9600 feet sprich fast 3000 m ü M. Am Strassenrand standen immer wieder erstaunte Mule deers, eine Hirschart mit riesigen Ohren. Sentimental wie wir sind, hören wir die Lieder „Timbuktu“ und „alti Koffere“ von Peter Reber mehrmals und freuen uns über unser Glück, selbst auf grosser Reise sein zu dürfen – hie und da rannen uns die Freudentränen über unsere Wangen. Die Freiheit, einfach machen zu dürfen, worauf wir gerade jetzt Lust haben und jeden Moment als ein Geschenk des Lebens wahrzunehmen. Die Luft in unseren Lungen, der Wind im Haar, unser Blick schweift über die wunderschöne Natur. Eigentlich der Sinn des Lebens – nicht wahr? Lebe Dein Leben und nicht Deinen Traum. Es liegt aber an Dir, was Du in Deinem Leben machen willst. Träumen? Nein, Leben. Durch Zufall haben wir von der „Burr Trail Road“ gelesen, die sehenswert sei und so fuhren wir 35 Meilen in den südlichsten Teil des Capitol Reef NP, eine Strasse voller Überraschungen und recht einsam und unbekannt. Anfänglich sahen wir noch frei weidende Rinder auf offenen Farmen, etwas später durchfuhren wir den gut 11 Kilometer langen Long Canyon und schlussendlich fanden wir wieder ein Schlafplätzchen auf einem Stück „BLM Land“ völlig kostenlos und ganz für uns alleine in einer von Pinien umwachsenen Feuerstelle. Der Platz war gerade gross genug um unseren Blue gut zu parken. Vergessen sind die kalten Nächte und Morgende, die schlichte Schönheit der Natur hat uns wieder in ihren Bann gezogen. Der Highway 12 ist ein einmalig schöner Scenic Drive. Von Boulder führte die Strasse kurvenreich nach Escalante, dem Tor zum Grand Staircase-Escalante National Monument. Unterwegs überquert man das spektakuläre Strassenstück genannt „Hogback“. Die Strasse führt auf einem Bergrücken entlang, beidseits der Strasse fällt das Gelände in tiefe Schluchten, einfach atemberaubend! Wir haben das natürlich mit unseren Kameras festgehalten. Beim hübschen Cafe namens „Kiva“ machten wir einen Stopp und genossen einen leckeren „Housecoffee“. Wer nun denkt, es wäre hier Schnaps drin, weit gefehlt – einfach gut gebrühter Kaffee wie wir ihn lieben. Das Grand Staircase-Escalante NM ist eine raue Gegend, viele Strassen sind für uns nicht möglich, da es 4WD taugliche Fahrzeuge braucht. Ausserdem wollten wir dies unserem Blue nicht antun und entschieden uns, nur einen Ausflug zum Willis Creek zu unternehmen. In Cannonville, wo wir unseren nächsten Campingplatz fanden, gefiel es uns so gut, dass wir gleich 5 Tage blieben. Da wir praktisch nie eine Unterkunft zum Vornherein buchen, sind wir sehr flexibel und können unsere Reiseroute dem Wetter anpassen und uns dort länger aufhalten, wo wir uns wohl fühlen und/oder eine längere Pause brauchen. Einfach herrlich, wir geniessen dieses Privileg wirklich sehr. Die Wetterprognose für den nächsten Tag versprachen einen gemütlichen Tag im Blue mit Blog schreiben und Mails beantworten. Als ich am Morgen die Campertüre öffnete um zu den Waschräumen zu gehen, schneite es sanft vom Himmel. Überrascht sind wir von diesen häufigen Wetterumschwüngen schon lange nicht mehr und ich muss sagen, die Stimmungsbilder, die sich uns am Nachmittag boten, als sich die Sonne etwas zeigte, waren wunderschön. Verschneite Wüstenlandschaften wie im Bilderbuch. Der darauffolgende Tag versprach wieder Sonne pur und wir wollten im Bryce National Park eine ausgedehnte Wanderung von 13km unternehmen, die Kombination aus dem Queen`s Garden, dem Navajo und dem Peekaboo Loop. In der frühen Morgenstunde fuhren wir die kurze Strecke zum Park und gönnten uns ein Frühstück im Camper direkt auf dem Parkplatz. Picknick einpacken, genügend Wasser und natürlich die Handschuhe nicht vergessen... und schon ging es los. Die Landschaften des Bryce NP faszinierten uns von Anfang an und das Wetter spielte auch super mit – Stahlblauer Himmel und durch die recht tiefen Temperaturen, eine Fernsicht die ihresgleichen sucht. Den ganzen Tag durften wir so die Felsskulpturen, die in wunderbarem Licht erstrahlten, auf unserer Wanderung bewundern. Die Farben von Sandoker über Rotbraun zu Weiss – aber seht selbst auf unseren Bildern. Für uns war der Bryce NP der schönste Park, den wir bisher gesehen hatten. Aber nun müssen wir weiter! Das nächste Mal werden wir von den Nationalparks Zion, Red Canyon und noch einigen weiteren berichten, bevor wir uns dann allmählich wieder Richtung Las Vegas aufmachen. Dort werden wir unseren Blue für drei Wochen in einen Storage stellen, um Hawaii mit Mietwagen und Airbnb zu erkunden. Herzlichst Eure Moni & Pasci
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October 2018
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