Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen.
Johann Wolfgang von Goethe
Johann Wolfgang von Goethe
Er sah richtig putzig aus – doch unterschätzen sollte man diese Tiere auf keinen Fall. Während ich meine Kamera aus dem Rucksack hervorholen wollte, trottete er langsam Richtung Unterholz und zu unserem Zeltnachbarn davon. Wir hörten nur das Zischen und die verzweifelten Stimmen von Menschen, die wohl ihr Morgenessen schützen und den hungrigen Waschbären verjagen wollten. Im Visitorcenter fanden wir einen Prospekt, welchen den Ort Timmins in bestem Licht und mit wunderschönen Sightseeings propagierte. Moni und ich schauten uns an und ohne Worte haben wir wohl in dem Moment schon beide entschieden hinzufahren. Es waren ja bloss läppische 400 Kilometer Umweg, welche aber schöne Natur, weisse Elche und spektakuläre Landschaften versprachen. In Timmins angekommen und beim ansässigen Visitorcenter nach mehr Infos gefragt, kam ein erster Dämpfer. Die Dame am Schalter wusste nicht so recht, wie sie uns weiterhelfen sollte und kramte nach eben dem Prospekt, den wir bereits hatten. Als sie dann auch noch begann vorzulesen, was wir bereits gelesen hatten, machten wir uns zwar etwas enttäuscht wieder auf den Weg. Zunächst mussten wir aber noch einen Schlafplatz finden. Alle bekannteren Campingplätze rings um Timmins waren bereits ausgebucht, da am bevorstehenden Wochenende ein grosser Kanu-Event durchgeführt würde. Also mussten wir nach Alternativen suchen. Da in Kanada etwas wie «BLM», also Jedermanns Land etwas dünner gesät ist und wir auch keine passende App gefunden hatten, versuchten wir unser Glück bei einem Freizeit- und Camperhändler am Stadtrand von Timmins. Wir bezahlten 35 Dollar und bekamen dafür ein Stück Grünfläche mit Strom, wo wir unseren Camper für die Nacht aufstellen durften. WC und Frischwasser war leider nur während Büroöffnungszeiten zugänglich – so ein Sch***s aber auch, da zahlst du 35 Dollar und bekommst nicht mal eine Toilette. Am nächsten Morgen fuhren wir also weiter in Richtung Montreal ohne «weisse» Elche oder überhaupt Elche gesehen zu haben. Zum Glück sahen wir im Jasper Nationalpark «wElche» ;-) Der Weg nach Montreal war eher langweilig oder besser gesagt über weite Teile immer gleich – Wälder, Seen und die zweispurige Strasse, die mitten hindurchführt. Ab und zu eine Baustelle oder ein kleines, verschlafenes Nest – that’s it. Kaum kamen wir Ottawa näher, nahm auch die Verkehrsdichte fast schlagartig zu und die Strassen wurden erheblich schlechter. Bis Montreal war es nun nicht mehr so weit und wir suchten uns abermals einen Campingplatz für die Nacht. Diesmal fanden wir in Hawkesbury einen lauschigen Platz zum Übernachten. Die Registration war aber alles andere als einfach, denn die Frau an der Rezeption sprach einen sehr ausgeprägten Dialekt - «Québecois» - was sich etwas anhörte wie, wenn jemand stark alkoholisiert und ohne Zähne versucht Französisch zu sprechen. Vielleicht wäre es uns leichter gefallen zu verstehen, hätten wir selber bereits einen gewissen Pegel gehabt. Jedenfalls stiessen wir am selben Abend noch mit Bier aus einer Microbrewery darauf an. Nachdem wir am nächsten Morgen wiedermal einen platten Reifen reparieren mussten, ging es los in die Stadt. Da wir in solchen Städten meist zu Fuss oder mit ÖV unterwegs sind, parkten wir auch in Montreal etwas ausserhalb in einem belebten Quartier nahe einer Koreanisch-Katholischen Kirche. Bis zu diesem Tag wusste ich gar nicht, dass es sowas überhaupt gibt. Wir schlenderten die gut vier Kilometer zum Mount Royal, welcher eine wahrhaft «royale» Aussicht über die Stadt bot. Der Spot war sehr gut besucht und so teilten wir den Ausblick mit zahlreichen Touristen aus aller Welt, vor allem aber Inder und Chinesen. Bis zum Ende des Tages spazierten wir fast 20 Kilometer durch das «Vieux Montreal», zum «Quartier latin» und zum «Hotel de Ville», einem pompösen Gemeindehaus. Auch der Gang zum «Tour de l’horloge» einem Uhrenturm am alten Hafen durfte nicht fehlen. Immer wieder kamen wir zu Strassensperren oder folgten Umleitungen wegen des Montreal Triathlon und während wir vom Rande aus zuschauten, rannte plötzlich Nicola Spirig vorbei. Es reicht nicht mal, um ein anspornendes «Hopp Schwiiz» hinterher zu rufen – Sie hätte es wohl eh nicht gehört. Wieder zurück beim Camper machten wir uns langsam auf den Weg Richtung Südosten. Wir wollten ja unbedingt noch nach Boston und dann der Ostküste entlang Richtung Norden fahren. Es bleiben uns ja nun noch etwa sieben Wochen bis zu unserer Rückreise in die Schweiz. Also wollen wir die Zeit noch mit viel Sehenswertem nutzen und soviel USA und Kanada aufnehmen wie nur irgend möglich. Nach gut fünf Stunden im Auto waren wir also in der Region um Boston und fanden auf einer Autobahnraststätte einen Platz für die Nacht. Kaum war unser Aufstelldach offen kamen erneut interessierte Amerikaner, um zu erfahren wo wir herkommen und wie wir unseren Camper hierhergebracht hätten. Wie so oft erzählte ich unsere Reisestory und diesmal bekamen wir sogar frische Muffins geschenkt und den altbekannten Spruch «I like your van» gab’s auch nochmal dazu. Die meisten Amerikaner lieben unseren kompakten Reisebus und würden ihn uns am liebsten gleich abkaufen – nixda, den verkaufen wir nicht. Früh morgens fuhren wir nach Downtown von Bosten, suchten uns einen Parkplatz und wanderten der roten Linie entlang zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der Sommer schien hier noch lange nicht vorbei und heizte mächtig ein, sodass wir am Ende des Tages gegen 36 ° Celsius auf dem Thermometer stehen hatten. Noch zu kühleren morgendlichen Temperaturen ging es aber erstmal zur USS Constitution, einem uralten Segelschiff der US Navy und danach zum Bunkerhill und dem Monument Square. Von hier aus hat man einen recht schönen Ausblick über die Stadt, in der wir uns auf Anhieb sehr wohl fühlten. Wir schlenderten über die Charlestown Bridge in den nördlichen Teil von Boston, wo sehr viele Italiener leben und der Charme einer Italienischen Kleinstadt sehr präsent ist. Da eine Vespa am Strassenrand und überall kleine Restaurants mit Pizza, Vino und Parmesancheese. Wir schlenderten durch die ganzen Viertel Northend, durch die Faneuil Hall mit seiner berühmten Meetinghall und dem Marketplace bis hin zum Southend. Gegen Abend zog es uns zurück zum Marktplace wo es zahlreiche Freuden für den Gaumen gibt. Etwas später zogen wir uns auf unseren Parkplatz zurück und übernachteten auch gleich da. Wegen der grossen Hitze war ans Einschlafen gar nicht zu denken. Frühmorgens um 01:00 Uhr herrschten immer noch über 30° - wir versuchten uns mit Ventilator und nassen Waschlappen abzukühlen, was natürlich nur mässig funktionierte. Früh morgens um sechs war Tagwach – nicht, weil wir das wollten, sondern weil die ansässige US Navy ihr morgendliches Jogging mit viel Gesang zelebrierte. Jeder von Euch hat das bestimmt schon in amerikanischen Filmen gesehen. Nach einem stärkenden Kaffee und Bagel mit Creamcheese fuhren wir dann der Küste entlang über den Highway 1 und 1A langsam Richtung Norden. Unser Ziel war nun der Acadia Nationalpark an der Ostküste des Bundesstaates Maine. Wir fanden einen wunderschönen Campingplatz von welchem aus wir die ganze Mount Desert Island erkunden konnten. Wir wanderten auf den Gorham Mountain und zum Otter Point besuchten Bar Harbor und verpflegten uns mit frischem Lobster und bestem Bier aus der Atlantic Brewery. Unsere Reise geht nun weiter Nordwärts nach Sydney wo wir versuchen nach Neufundland überschiffen zu können. Wie die Reise weitergeht erfahrt Ihr in unserem nächsten Blog. Hier gibt's noch den Film von der Schnappschildkröte, welchen ich Euch das letzte Mal versprach.
4 Comments
Cathrin
3/9/2018 19:00:06
Liebe Monika und Pascal, sagenhaft, was Ihr wieder alles erlebt. und die Fotos sind toll. Hat Monika die Waschbären in Worb wohl auch noch mit Grosi besucht
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Monika
4/9/2018 00:23:53
Hallo Cathrin
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Nici
7/9/2018 13:46:25
Hei ihr zwei, einisch meh eifach unglaublich idrücklich, was ihr alles dörft erläbe und gseh. freue mi immer wieder, wenn i e meldig bechume, dass es e neue itrag gäh het. bi gspannt wies witer geit :-) gniesset euchi zyt und die viele wunderbare Momente und i freue mi de uf witeri schilderige. ganz liebi grüess
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Pascal
13/9/2018 23:49:56
Hoi Nici vielen herzlichen Dank. Mittlerweile sind wir in Neufundland gelandet. Wir haben ab Sydney in Nova Scotia mit der Fähre nach Argentia überverschifft. Die Natur ist atemberaubend. Das schöne Wetter hatte allerdings eine kurze Pause eingelegt, sodass wir etwas drinnen sein durften. Die Zeit wissen wir aber dennoch gut zu nutzen - Fotos aussortieren und den neuen Blog schreiben sowie weitere "must-dos" planen. Bis bald wieder in der Schweiz. Liebi Grüess
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