29/12/2016 1 Comment NZ: VON DEN CATLINS NACH TE ANAUText & Fotos: Pascal
Offenbar waren noch keine anderen Gäste hier, mit denen wir hätten teilen können. Nach dem Essen und etwas müde von den vielen Eindrücken des Tags, zogen wir uns in unser Cabin zurück und froren uns fast den Ar... ab. Heizungen in den Häusern seien in NZ eher unüblich, sagten uns Einheimische. Umso glücklicher waren wir als Moni den elektrischen Heizkörper an der Wand sowie die Heizdecken im Bett entdeckte. Bisher hielt ich Heizdecken für unnötigen Firlefanz, seit dem 23. Dezember 2016, 22:43 Uhr denke ich anders. Ihr glaubt gar nicht wie wohlig warm es in einem solchen Bett mit Heizdecke werden kann. Man möchte am liebsten gar nicht mehr raus. Raus mussten wir aber spätestens am 24sten. Denn heute ist mein Geburtstag und wir fahren mit dem Auto etwas weiter gegen Südwesten zur Porpoise Bay und zur Curio Bay. Es ist eindrücklich wie die Brandung an die Klippen schlägt und sich das Meer meterhoch auftürmt, um mit donnerähnlichem Grollen über die Felsen im seichten Wasser zu fegen. Zu diesem Schauspiel beigetragen hat auch die abwechslungsreiche Lichtstimmung. Hier und da entstand ein Loch in der tiefhängenden Wolkendecke, sodass die Sonne wie Spots darauf hinzuweisen versuchte – schaut her, hier passiert gleich was spannendes!
Nach etwas mehr als 20 Kilometer über breite Schotterpisten, sogenannten Gravel Roads, gelangten wir zum Slope Point, dem südlichsten Punkt Neuseelands – nur Stewart Island ist noch südlicher. Von hier aus ist es gerade mal 4803 Kilometer zum Südpol. Und etwas über 5140 Kilometer zum Äquator. Es ist der südlichste Punkt an dem ich jemals war. Von unserem Parkplatz aus waren es gerademal 20 Minuten Fussmarsch zum Slope Point – bei beissendem Südwind fühlt es sich aber mindestens doppelt so lange an. Wieder zurück beim Auto führte uns unsere Nase zum Waipapa Point. Der Blick auf die raue See und den Leuchtturm einfach ein Traum. Moni und ich schlenderten den Strand entlang, plötzlich sah ich etwa 20 Meter vor uns liegend ein grosses pelziges Etwas – ein Seelöwe. Die Tiere sind an sich nicht auf Menschen aus, man sollte ihnen allerdings mit Respekt begegnen und sich ihnen nicht in den Weg stellen. Wir stiegen auf eine Düne und beobachteten das Tier. Es schien aber so faul zu sein, dass es nur hier und da mit der Brustflosse winkte, sich drehte und wieder weiterschlief – offensichtlich der Mittagsschlaf. Bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten, fuhren wir noch zum westlichsten Punkt der Catlins - nach Fortrose. Den Erzählungen der Campingplatzdame nach zu urteilen, dachten wir, das müsse eine grössere Stadt sein. Diese bestand aus ca. 10 Wohnhäusern, einem Kaffee mit Tankstelle und einer atemberaubenden Aussicht auf den Südpazifik. Schon bald fuhren wir wieder zurück zu unserem Cabin des whistling frog zurück. Nach dem Abendessen wanderten wir noch zu den McLean Falls. Wir folgten dem dunklen Wasser des Baches entlang durch einen wunderschönen Wald mit riesigen Farnbäumen, dem sogenannten Silver Firn, mit Moos bewachsenen Bäumen, Manuka oder Tee Bäumen bis wir schliesslich bei den Wasserfällen voller Bewunderung stehenblieben. Dieses satte Grün der Vegetation, das schwarze Wasser, die langsam dunkler werdende Stimmung - alles perfekt um ein paar schöne Langzeitbelichtungen vom Wasser machen zu können. Bevor es aber richtig Dunkel wurde, kehrten wir zum Campingplatz zurück. Am ersten Weihnachtstag machten wir den Tautuku Estuary Bordwalk ein etwas kurzer Spaziergang durch einen weiteren Farnwald zu einem Moor mitten in der unberührten Natur. Danach zum Mirrorlake Wilkie – ein See, der bei Windstille wie ein riesiger auf dem Boden liegenden Spiegel wirkt. Wir hatten reichlich Wind und deshalb blieb uns das Spiegelbild für heute verborgen. Es war aber trotzdem wunderschön anzusehen. Die Neuseeländer verstehen es bestens, den Besuchern Einblick in die Natur zu gewähren, ohne gross Infrastruktur bereitstellen zu müssen. Viele unserer Naturattraktionen sind innerhalb einer Stunde zu Fuss von einem Gratisparkplatz mit WC zu erreichen. Nach etlichen weiteren Kilometern auf Schotterpisten besuchten wir auch die Purakanui Falls, diese waren aber weit weniger schön als die McLean Falls in der Nähe unseres Campingplatzes. Wir entschlossen uns zur Cannibal Bay zu fahren wo wir Seelöwen und verschiedene Vögel inmitten atemberaubender Natur beobachten durften. Ein Vogel ist mir besonders ins Auge gestochen, der Oystercatcher. Dieser läuft ständig Strand auf, Strand ab und bohrt seinen langen Schnabel tief in den Sand. Ein schönes Naturschauspiel, diesem flinken Läufer bei der Beutesuche zuzusehen. Das Highlight des Tages hätte die Cathedral Cave werden sollen, leider wurde nichts draus, da diese wohl privat und an Weihnachten geschlossen war. Etwas enttäuscht fuhren wir zurück in unser Cabin. Unsere Reise ging nun weiter Westwärts über Invercargill, Riverton zur Te Waewae Bay. Allmählich bog der Highway 99 wieder Nordwärts von der Küste weg Richtung Landesinnere. Wir kommen dem Southland bzw. Fiordland langsam näher. Unser heutiges Tagesziel ist Te Anau, ein etwas touristischerer Ort als die, die wir uns bisher ausgesucht hatten. Entlang des Highway 99 kamen wir an einer interessanten Brücke vorbei, der Clifden Suspension Bridge. Diese Hängebrücke wurde 1898 gebaut und führt über den Waiau River. Sie gilt als eine sehenswerte Attraktion auf dem Weg zum Fiordland. Ab hier wurde es schlagartig wärmer. Das Thermometer zeigte warme 23 Grad an. Sofern kein Wind weht, sogar T-Shirt und Kurzhosen-Wetter. Wir kamen nach Manapouri, dem Ort mit Neuseelands tiefstem See. Von hier aus ist es gerade nochmal eine viertelstunde bis zu unserem Hotel. Dieser Ort war nun für die nächsten drei Tage unser zu Hause. Wir haben Spaziergänge durch das Dorf Te Anau und den Anfang des berühmten Kepler-Tracks bis zur Brod Bay gemacht. Aufgrund des unsicheren Wetters wurde unser Helikopterflug zweimal verschoben. Am letzten Tag in Te Anau hat sich es sich doch noch ergeben und wir konnten den Doubtful Sound durchfliegen. Als Höhepunkt gab es noch zwei Zwischenlandungen an Orten für die man zu Fuss 4 Tage braucht, um wieder in die Zivilisation zu gelangen. Beim nächsten Post berichten wir Euch über den Doubtful Sound, welchen wir sowohl mit dem Schiff als auch mit dem Helikopter besuchen konnten. Dieses Highlight verdient ein eigenes Kapitel und nicht am Schuss noch beiläufig erwähnt zu werden. Wir wünschen Euch allen einen wunderbaren Rutsch ins 2017, den wir hier 12 Stunden früher feiern dürfen. Liebste Grüsse Moni und Pascal
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