5/1/2017 1 Comment NZ: SÜDINSEL WESTCOASTText: Monika Fotos: Monika
Die Böden und Wände waren aus Marmor gestaltet – ein sehr luxuriöses Logie für eine Nacht. Uns war bereits am Anfang unserer Reise bewusst, dass zwischen Weihnachten und Neujahr vieles ausgebucht sein würde. Die Kiwis, so nennen sich die Neuseeländer übrigens selbst, haben in dieser Zeit ihre grossen „Sommerferien“. Daher verwundert es auch nicht, dass zusätzlich mit all den ausländischen Touristen, die Ho- und Motels, Campingplatze und B&Bs ausgebucht sind. Nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten, machten wir uns noch zu Fuss auf den Weg ins Zentrum von Wanaka. Es liegt direkt am Lake Wanaka und war an diesem Abend entlang der Ausgehmeile unweit der Seepromenade voll mit allerlei Touristen. Uns erstaunte immer noch das Temperaturempfinden einiger Leute hier. Es war gerade mal zwischen 15 und 17 Grad, windig und sie trugen Trägershirt, Shorts, Hotpants oder Miniröcke.
Bei einem Beerhouse namens Lake Bar setzten wir uns zu einem anderen Pärchen hin. Sam und Nikki hiessen die Beiden. Sam kam ursprünglich aus Srilanka und Nikki aus Shanghai. Sie leben und arbeiten beide in Auckland und verbrachten gerade ihre Ferien auf der Südinsel. Sie waren über die Dauer unserer Ferien sehr erstaunt. Sie hätten gerade mal zwei Wochen pro Jahr, was uns dann erstaunte. In solchen Momenten bin ich froh in der Schweiz zu leben und zu arbeiten. Trotzdem habe ich den Eindruck, die Leute hier seien ausgeglichener und zufriedener als viele von uns Schweizern. Es war ein wunderbarer Abend mit den Beiden in Wanaka und wir bekamen eine Einladung, dass wir uns bei ihnen melden sollen, sobald wir in der nähe von Auckland seien. Geschlafen haben wir in den Golf Course Chalets sehr gut und nach dem Frühstück mussten wir unsere Vorräte wieder etwas aufstocken und wiedermal unseren Wagen auftanken. Also fuhren wir noch kurz zum Supermarkt NewWorld. Unsere Reise ging nun zwischen den beiden Seen „Lake Wanaka“ und „Lake Hawea“ auf dem Highway Nr. 6 nordwestlich über den 563 Meter hohen Haast-Pass rüber an die Westküste. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Eine anfänglich breitere Hochebende wird schmaler und schlängelt sich hoch zur Passhöhe hinauf. Eigentlich merkt man die erklommenen Höhenmeter mit dem Auto kaum – Velofahrer dürften hier wohl widersprechen. Plötzlich ein Schild und ein Rastplatz inmitten von Bäumen sowie die nun wieder hinunterführende, steilerwerdende Strasse lassen uns merken – das wäre die Passhöhe gewesen. Wir wollten jedoch möglichst schnell an die Westküste gelangen, also kehrten wir nicht um. Die Fahrt wurde niemals langweilig. Langsam wurden auch die Flussläufe breiter und breiter. Viel Schwemmholz lag in den Teilweise trockenen Flussbetten und daneben ein Rinnsal von wenigen Metern Breite. Der Wind blies stellenweise soviel Staub in die Luft, dass es aussah, als wäre es gelblicher Nebel oder ein Sandsturm. Wir fuhren weiter zur Ortschaft Haast dann zum Ship Creek. Das Wetter wurde nun immer sommerlicher. Schon waren es deutlich über 25 Grad und sogar der Wind war wärmer. Der Ship Creek ist ein sehr schön gelegener Strand mit viel herumliegendem Treibholz und einem urtümlichen Wald. Hier machten wir einen schönen Spaziergang, den „Kahikatea Swamp Forest Walk“. Die Strasse führte nun der Küste entlang Richtung Norden. Immer wieder schweifen unsere Blicke auf die Tasman See, dem Meer zwischen Australien und Neuseeland. Wir kommen ins Träumen. Etwas später passierten wir den Knights Point, einen etwas höhergelegenen Aussichtspunkt. Unser heutiges Tagesziel ist Fox Glacier, wo wir übernachteten. Vor vielen Häusern standen Helikopter oder ein Hangar und Werbung für Gletscherflüge. Bei unserer Ankunft waren die Berge ringsherum tief Wolkenverhangen – eine düstere Stimmung. Gegen Westen hin wurde es jedoch langsam heller und man konnte den blauen Himmel am Horizont erkennen. Etwas später nach dem Abendbrot hatte es bereits aufgeklart und wir sind noch die ca. 20 Kilometer lange Schotterpiste zum „Gillespies Beach“ gefahren, wo uns die Sandfliegen fast auffrassen. Auch mit langer Hose, langem Shirt und Mückenschutz im Gesicht – unangenehm diese Biester. Sie sehen aus wie kleine Schmeissfliegen und ihr Biss hinterlässt, ähnlich der Mücke in Europa, Juckreiz und Rötung. Nun verstanden wir auch, weshalb auf dem hier gelegenen Campingplatz alle Leute in ihren Autos sassen, assen und tranken, als wir beim Strand ankamen. Nach einer kurzen Nacht in Fox Glacier fuhren wir weiter nordwärts. Die berühmte Okarito Lagoon liessen wir wegen Schlechtwetter aus. Hier wären die blaue Lagune mit den weissen Schneebergen im Hintergrund das Highlight gewesen, auch bekannt als die „Southern Alps“. Alternativ sind wir in die Jade Stadt Hokitika gefahren, wo wir das Kiwi Center besuchten. Kiwis in freier Natur anzutreffen ist nur mit ganz viel Glück und fast ausschliesslich Nachts möglich. Die Tiere sind sehr scheu und Nachtaktiv. Ausserdem gab es vor gut 200 Jahren noch Millionen dieser flugunfähigen Vögel; heute ist deren Bestand auf ca. 70'000 gesunken. Hauptgrund ist der Mensch, weil er hier nicht vorkommende andere Tiere mitgebracht hatte, die fortan die Eier der Kiwis frassen und/oder die erwachsenen Tiere töteten. Im Center konnten wir dann ein weibliches Tier hinter Glas beobachten. Es war so wunderschön, dass es mir die Freudentränen in die Augen trieb. Das Männchen hatte sich derweil in sein Versteck zurückgezogen. Der Tag war äusserst Wechselhaft, mal schien die Sonne, dann regnete es wieder wie aus Eimern. Wir fuhren weiter über Greymouth und machten beim Paparoa Nationalpark halt. Hier sind die berühmten „Pancake Rocks“ zu bestaunen. Das sind unterschiedlich harte Gesteinsschichten, die über die Jahrmillionen von den der Verschiebung der Kontinentalplatten Australien Neuseeland langsam aus dem Meer empor gedrückt wurden. Die Erosion zerstört sie aber nach und nach. Wir planten unseren Besuch so, dass wir Gezeitenhöchststand hatten und so die Wahrscheinlichkeit stieg, dass wir das Meerwasser hätten aus den Löchern spritzen sehen. Der Regen wurde aber wieder stärker und so fuhren wir weiter nach Westport. Auf dem Top 10 Campingplatz angekommen, bezogen wir unser Cabin für die nächsten zwei Tage. Am Abend des Silvesters öffnete der Himmel seine Schleusen, als ob es kein Morgen gäbe. Wir waren Glücklich eine so schöne und praktisch eingerichtete Unterkunft gefunden zu haben. Zur Feier des Tages hatten wir uns neuseeländischen Lachs gekauft, dazu Süsskartoffel, etwas Gurkensalat, Reis und tranken einen dazu passenden Rosé Wein. Wir waren recht müde von den vielen Eindrücken und das Wetter war nun nicht so berauschend, dass wir es vorzogen ins Bett zu gehen und den gekauften Sekt erst am nächsten Morgen aufmachten. Was spielt es für eine Rolle genau am Mitternacht anzustossen oder einfach am nächsten Morgen bei einem feinen Frühstück. Happy New Year Am Neujahrsmorgen hätten wir nicht gedacht, dass das Wetter nochmal so richtig gut werden würde. Das schlechte Wetter hatte zwar in dem Moment sicher seine Vorteile, so konnten wir unsere Fotos etwas sortieren und die Texte für unseren Blog vorbereiten. Plötzlich, entgegen dem Wetterbericht, klarte das Wetter auf. Die Wolken verschwanden, die Sonne kam raus. So fuhren wir am Nachmittag zum Cape Foulwind, wo sich nebst atemberaubender Aussicht auf die wilde Tasman Sea, eine Robbenkolonie befindet. Wir fuhren zum südlicheren der beiden Parkplatze und spazierten dem Küstenweg folgend zu den Robben. Bei unserer Ankunft war gerade Hightide, also Gezeitenhöchststand und entsprechend hoch schlugen die Wellen an Felsen der Küste. War eine besonders grosse Welle im Anmarsch, hörten wir das tiefe Donnern schon von weitem. Die Sonne brannte so stark vom Himmel, dass wir uns trotz Sonnenschutz einen leichten Sonnenbrand holten. Nach dem Abendessen liessen wir es uns nicht nehmen und liefen nochmal zum Strand ca. 5 Minuten von unserem Cabin entfernt. Mittlerweile hatte sich das Meer auf Gezeitentiefststand zurückgezogen und der Strand war nun sehr breit geworden. Wir zogen die Schuhe aus und liefen im feuchten Sand westwärts entlang des Strandes Richtung Sonnenuntergang. Vielerorts lagen ganze Baumstämme im Sand und die Luft schien in Bodennähe etwas neblig. Die Stimmung wurde im immer röter werdenden Abendlicht von Minute zu Minute mystischer und im Hintergrund war das kontinuierliche Rauschen der Tasman Sea zu hören. Kurz vor Sonnenuntergang waren Moni und ich die einzigen Menschen am Strand. Weit und breit war niemand mehr zu sehen. Am nächsten Morgen machten wir uns bereit für die Überlandfahrt nach Stoke bzw. Nelson. Diesmal war unsere Unterkunft ein sehr altes B&B namens Holland House. Zugegeben es hat mich schon etwas an Holland erinnert mit der Einrichtung und den grossen Fenstern. Auch die Gastgeber Nigel und John waren sehr zuvorkommend und gastfreundlich. Wir hatten unseren eigenen Eingang, ein kleines Wohnzimmer mit einem Kamin und einem sehr modernen Badezimmer. Die Zeit schien hier stehengeblieben zu sein. Die Möbel, Porzellanpuppen, der alte Grammophon mit dem riesigen Messingtrichter, erinnerten an die zwanziger Jahre – alles mit viel Liebe zum Detail eingerichtet und trotzdem mit genügend Luxus. Das Haus befand sich inmitten eines gehobeneren Viertels in Stoke, einem Vorort von Nelson – der ältesten Stadt auf der ganzen Südinsel und der zweitältesten von ganz Neuseeland. Nachdem wir uns eingerichtet hatten gingen wir auf einen kleinen Bummel durch Nelsons Zentrum. Etwas später dinnierten wir bei „The Boat Shed Cafe“, direkt am Meer. Wer hier Essen möchte, sollte unbedingt reservieren. Wir staunen immer wieder über die Warmherzigkeit der Kiwis und immer ist noch Platz für ein paar Worte, auch wenns nur Smaltalk ist; Hi, how are you? Where are you going today? Where are you guys from? Diese lockerheit – einfach wunderbar. Eigentlich wollten wir ja in Motueka eine Unterkunft finden, leider war aber schon Wochen zuvor alles ausgebucht. Überall „no vacancy“.... Stoke war für uns Plan B, der sich als Volltreffer herausstellte. Von hier aus ist der Abel Tasman Nationalpark innerhalb einer Stunde Autofahrt zu erreichen. Am nächsten Morgen fuhren wir schon früh zur Anlegestelle der Sea Shuttle am Kaiteriteri Beach. Von hier aus machten wir den Discovery Day. Mit dem Boot gut drei Stunden der Küste entlang bis nach Totaranui dann zurück nach Medlands Beach und von hier aus zu Fuss binnen 4 Stunden nach Anchorage zurück. Während unserer Bootsfahrt regnete es ständig und die eigentlichen Sehenswürdigkeiten des Parks blieben uns zunächst verborgen. Einmalig sind zum Beispiel die unterschiedlichen Farben der Tasman Sea, der unglaublich hellen Strände und dem saftigen Grün der Vegetation. Kurz vor unserer Ankunft am Medlands Beach, unserem Startpunkt zu Fuss, hörte es auf zu regnen. Wir liefen die gut 12 Kilometer über Höhen und Tiefen bis nach Anchorage, wo uns das Boot dann wieder abholte und nach Kaiteriteri Beach zurückbrachte. Bei jedem Stopp an irgendwelchen Stränden waren immer weniger Leute an Bord. Als letztes waren Moni, ich und eine Schweizerin namens Naomi von Bord gegangen. Wir hatten die gleiche Tour geplant und entschlossen uns gemeinsam zu laufen. Auf unserer Wanderung hatten wir über alles mögliche gesprochen. Es war äusserst interessant. Der nächste Tag bestand einmal mehr aus Autofahren und die Natur durch die Fensterscheiben des Autos wahrzunehmen. Wir fuhren in Richtung Picton und machten unterwegs noch einen Abstecher zum Queen Charlotte Sound. Gefühlt waren es hunderte Kurven auf über 60 Kilometer, ehe wir zurück zur Weiterfahrt nach Picton aufbrachen. In Picton angekommen bezogen wir unsere letzte Unterkunft auf der Südinsel. Wir machten noch einen Ausflug nach Blenheim über die Küstenstrasse und in die Weingegend Marlborough. Ab Morgen werden wir auf der Nordinsel von Neuseeland unterwegs sein. Wir freuen uns auf viele weitere, interessante Sehenswürdigkeiten und Begegnungen.
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